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FAZ propagiert Sozialdarwinismus im Bildungswesen - Buchmesse-Vorberichterstattung goes Klimbim
Monday, Oct. 02, 2006 - 09:05
Befinde mich - wie vermutlich die gesamte Branche (es ist ein Unding, auf morgen einen gesetzlichen Feiertag zu legen!) - derzeit in den letzten Zügen meiner Buchmessenvorbereitung. Dazu geh�rt auch, sich so langsam mal einzulesen. Was schreiben die Kollegen den so im Vorfeld der Messe, wie ist die Stimmung in diesem Jahr usw.? Und was lese ich da bei der FAZ?
"Der Schulbuchmarkt w�rde sich schlagartig beleben, m��ten Eltern wieder selbst B�cher f�r ihre Kinder kaufen, statt alte B�cher vom Staat geliehen zu bekommen. Erstens h�tten alle Sch�ler neue B�cher. Zweitens w�rde auf diese Art gerade Kindern aus bildungsschwachen Bev�lkerungsschichten die M�glichkeit er�ffnet, sich eine erste kleine Bibliothek anzulegen und den Umgang mit eigenen B�chern zu erlernen." (Quelle)
Klar, und drittens h�tten viele Eltern auch nicht mehr das Geld um ihre B�lger durchzuf�ttern, wodurch das Schulsystem l�ngerfristig stark entlastet w�rde (die einzig logische Reaktion auf den Lehrermangel ist ja wohl Sch�lermangel, oder?). Viertens w�rde der Altpapierberg h�her, wenn die ganzen ollen B�cher aus Staatsbesitz pl�tzlich obsolet w�rden. Die k�nnte man doch den Obdachlosen schenken, damit die sich im kommenden Winter auch mal ein Feuerchen machen k�nnen. Was verbrennen wir den heute? Analysis II oder Brehms Tierleben, Band G-K?
Und f�nftens ist das, liebe FAZ, der Gipfel der Ignoranz und der gr��te Quatsch, den ich seit langem gelesen habe! Wie kann man nur so ... blind sein? Ich habe lange Jahre (und derzeit wieder als Urlaubsvertretung) in einem Nachhilfeinstitut gearbeitet, in welchem insbesondere und mit voller Absicht vermehrt Kinder aus "bildungsschwachen Bev�lkerungsschichten" unterrichtet werden. Dass die kein Geld f�r Schulb�cher �brig haben, versteht sich doch wohl von selbst - die k�nnen zumeist schon froh sein, wenn sie daheim jemanden haben, der mit ihnen deutsch spricht. Die stecken das bisschen Geld, was ihnen f�r die Schulprobleme ihrer Kinder �brig bleibt, lieber (und zu Recht) in Nachhilfeangebote als in B�cher, die sie sich auch leihen k�nnten. Und in der Nachhilfe werden die Kinder dann zumindest f�r einen gewissen Zeitraum betreut. Was zuhause nicht immer der Fall ist.
Aber nein, die FAZ findet, dass auch diese Mitb�rger den Herren Klett und Cornelsen doch bitte mal den Gefallen tun sollten, sich die B�cher f�rs n�chste Schuljahr alle selbst zu kaufen. Mhm. Der Autor dieses Textes hat bestimmt keine Kinder, sonst w�sste er, was sowas kostet. Und in welche finanziellen Schwierigkeiten neue Schulb�cher auch "bildungsst�rkere Bev�lkerungsschichten" allj�hrlich bringen k�nnen. Aber Hauptsache, der Schulbuchmarkt belebt sich wieder...
M��nsch FAZ, das ist so arrogant und unreflektiert, da bekomme ich Ausschlag! "Dann h�tten alle Kinder neue B�cher"?? Klar, denn Geld spielt ja keine Rolle. Wenn alle Afrikaner jetzt mal ein Schnitzel bek�men, h�tten die heute auch keinen Hunger mehr. "eine erste kleine Bibliothek anzulegen und den Umgang mit B�chern zu erlernen"? Aber sicher, so wird im Handumdrehen aus jedem Einwandererkind ein Bibliophiler, der seine Freizeit in sp�teren Jahren nicht mit illegalen T�tigkeiten sondern beim Antiquar seines Vertrauens verbringt - oder was? Mal ganz im Ernst, FAZ: War bei euch gerade Betriebsfeier? Oder hat der Autor was geraucht?
Ihr seid keine schlechte Zeitung, daher schmerzt dieser K�se umso mehr. Tut euch selber einen Gefallen und stellt diese Scheisse ganz schnell offline. Aber ganz schnell!
